Am 13.07. ging es zum Hallenklettern nach Freinberg. Stefan (Krems) und Sonja waren als Leitung am Start. Leider hatten wir nur eine Teilnehmerin, aber das tat unserer Motivation keinen Abbruch! Unsere Teilnehmerin hatte im Auto den Wunsch geäußert Vorstiegsklettern und Vorstiegssichern zu lernen. Wenn das nicht etwas ist, was ich einrichten kann! Unter perfektem Leiter*innenschlüssel machte unsere Teilnehmerin ihre ersten Schritte Richtung Vorstiegsklettern. Als erstes galt es sich im Toprope aufzuwärmen und dann das Exen-Klippen am Boden zu trainieren. Immer wie ein Wasserfall läuft das Seil von der Wand weg zu einem hin. Kaum zu glauben, aber dann ging es schon an den ersten Vorstieg! Unsere Teilnehmerin meisterte diesen mit Bravur. Dann kletterte mal Stefan und mal ich. Und dann wieder unsere Teilnehmerin im Vorstieg! Zwischendrin schmiss sich unsere Teilnehmerin auch mal in eine schwerere Route im Nachstieg. Zusätzlich hatte sie die Möglichkeit bei Stefan und mir auf die Finger zu schauen um den ersten Eindruck vom Vorstiegssichern zu bekommen. Am Ende war sie insgesamt dreimal vorgestiegen und hatte sich dabei schon ziemlich sicher gefühlt. Bei unserem nächsten Training soll es dann ans Vorstiegssichern gehen! Hoffentlich sind wir dann mehr als eine Teilnehmerin. 😉
Man kann sich jetzt fragen: Wozu biete ich Hallenklettern an? Besonders wenn nur eine Teilnehmerin das Angebot wahrnimmt. Am Ansturm kann es daher wohl nicht liegen… Da kommt einem direkt die Frage: Warum dann?
Warum investiere ich meine Zeit? Eine sehr interessante Frage und ich finde, sie ist es wert beantwortet zu werden. Ich habe festgestellt, dass Hallenklettern eine Grundlage ist. In meiner Vorstellung geht es vom Bouldern über das Hallenklettern nach draußen in die weite Welt. Wer nicht sichern kann, tut sich draußen schwer. Wer Probleme hat beim Ablassen, bei dem habe ich draußen Bauchschmerzen. Daher möchte ich gerne in der Halle Grundlagen legen:
- Gurt anziehen
- Einbinden
- Partnercheck
- Sichern
- Ablassen
- das a und o beim Klettern
Danach ist für mich immer der nächste wichtige Schritt das Vorstiegsklettern. Draußen gibt es keine vorher eingehängten Seile. Es ist also essentiell alles rund um den Vorstieg zu lernen. Je besser ich solche Sachen in einem sicheren Umfeld in der Halle vermitteln kann, desto schneller und leichter geht es für mich danach nach draußen. Desto weniger mache ich mir dann auch draußen Sorgen. Wenn diese Grundlagen sitzen, kann man jedes weitere Training in der Halle für Technik, Sturztraining oder zur Wissensvermittlung für draußen nutzen. Man lernt nie aus und in der Halle kann man immer Spaß haben.
Der Traum!
Aber was ist dieses draußen, von dem ich oben sprach? Mit diesem Draußen meine ich nicht zwingend den Anfängerfelsen im Inntalklettergarten. Für mich ist dieser Fels eine Möglichkeit und eine Chance! An welchem Standort kommt man so schnell und so nahe zum Felsklettern? Wo ist die Absicherung so überragend gut? Eine Chance, die ich auf dem Weg nutzen möchte! Aber draußen geht für mich über diesen Felsen hinaus. Wie wäre es mit Klettermaterial auf einer Hütte zu übernachten? Den Sonnenaufgang zu sehen, zu lächeln und sich zu sagen „Heute wird ein cooler Klettertag!“?
Wie wäre es vielleicht sogar mal mit 100 Metern Luft unter dem Hintern in einer Mehrseillänge zu hängen? Im Winter durch den Schnee mit Schneeschuhen oder Skitourenskiern auf eine Hütte zu steigen? Dort dann sich über tolle Abende und gutes Essen zu freuen? Vielleicht auch mal bei einer Arbeitstour wieder etwas der Natur und der Sektion zurückzugeben? Vielleicht hast du ja auch Lust mal quer durch den Bayerischen Wald zu wandern? Oder von Hütte zu Hütte? Gemeinsam mit deinen jdav-Freund*innen etwas zu erleben? Das wäre alles in meinen Gedanken möglich!
Egal wo und egal was: Euch regelmäßig zu sehen und grundlegendes Wissen zu vermitteln ist für mich unverzichtbar. Zu wissen: Wer von euch hat Höhenangst? Wie geht ihr alle mit euren (Höhen)Ängsten um? Trittsicherheit? Schwindelfreiheit? Kondition? Wie gut seid ihr inzwischen beim Klettern oder Sichern? Ohne ein LVS Training, geht es im Winter nicht raus. Wenn ihr nicht regelmäßig kommt, kann ich auch nicht einfach mal spontan, weil die Schneelage es zulässt, Rodeln im Bayerischen Wald ausschreiben. Je nachdem, wo wir im Sommer hinwollen, ist sicher Sichern können unverzichtbar – einfach weil meine Aufmerksamkeit von anderen Sachen beansprucht werden wird. Je nach Gebiet und Tour kann es sogar sein, dass sicheres Vorstiegsklettern und Vorstiegssichern in der Halle eine Anforderung ist. Eine Tour für euch zu organisieren, die euch gefällt, bedeutet auch eure Ideen hören zu können, um auf sie einzugehen. Und wenn wir nur mal gemeinsam Plätzchen backen, auch das macht Spaß und ist eine Möglichkeit. Was also von diesen ganzen Gedanken Realität wird, hängt maßgeblich von euch ab. Ihr habt es in der Hand!
Und dann? Dann haben eure Eltern und ich am Ende des Tages keine (begründete) höllische Angst mehr, wenn ihr uns sagt: „Ich gehe heute klettern.“ oder „Für mich geht es dieses Wochenende in die Berge.“ Sondern ich werde euch schreiben können: „Klingt mega cool! Viel Spaß dir dabei!“ Und auf diesen Moment freue ich mich. Das ist meine Antwort auf die Frage „Warum?“.
Text: Schwarz
Bilder: Krems